Es war soweit und ich löste auf dem letzten Drücker mein gegebenes Versprechen ein. Genau damals auf Nikolaus (06.12) kam mir das erste Mal die Gedanken, wie wohl der nächste Bericht lauten sollte.
Ich war an diesem Tage leider nicht so gut drauf gewesen und dachte, das wäre doch geil, wenn ich man mal einen Bericht über die Barrierefreiheit im Club schreiben würde.
Für die es nicht wissen, Barrierefreiheit bedeutet, dass ein behinderter Mensch so gut wie ohne fremde Hilfe die Gegebenheiten vor Ort benutzen kann.
Wow das wäre es doch Volker als "Clubtester". Da ich nicht zu den Teil der Menschen gehöre, die nicht nur anprangern sondern eigentlich was bewegen (wenn schon mich nicht selbst) möchte, wollte ich in diesem Projekt die Geschäftsleitung mit einbinden und diese war mehr als Überrascht und hatte auch sofort ein offenes Ohr bezüglich für Veränderungen und erlaubte mir unter anderem Fotoaufnahmen.
Wir machten einen gemeinsamen Rundgang durch den Club und sprachen über die zu dieser Zeit bekannten Problemen. Das zum einen die oberen Zimmer und die Sauna nicht zu erreichen wäre oder auch der Außenbereich, der auf Grund seiner Stufen, genauso wenig für Rollstuhlfahrer zugänglich wäre.
Für das erste Problem mit den Zimmern kam sofort eine verbindliche Aussage rüber, nämlich dass, das gehandicapte Menschen ab sofort das Apartmentzimmer mit der Nr. 16 im Erdgeschoss inkl. der Dusche benutzen dürfen. Ich versprach darauf hin (das war das Versprechen), dass ich bei meinem nächsten Besuch einen Rollstuhltest im Club absolvieren werde. Ja dieses Versprechen war am 06.12 und da mich leider eine Woche später meine Gesundheit ins Krankenhaus verschleppte und ich mich seitdem nicht mehr richtig erholt habe, blieb ich das Versprechen lange schuldig.
Doch dieses Wochenende war es soweit, ich raffte mich auf und besuchte das Acapulco Gold. Als ich so gegen 16 Uhr auf dem Parkplatz eintraf, waren schon alle Parkplätze besetzt. Dieses störte mich nicht weiter und stellte mich so im Innenhof nah an der Mauer ab, da ich sowieso mit dem Rollstuhl um das Auto rum musste. Mich nun mit meinem Rolli bewaffnet und auf dem Weg ins Innere gemacht.
Auf dem Mitarbeiter Parkplatz sah ich zwei Herren von der Geschäftsleitung, die mir sofort die Türe öffnen wollten, aber die Empfangsdame Angelika sah mich, obwohl ich noch nicht geklingelt habe in der Kamera und war schneller als die Herren und öffnete mir die Türe von Hand. Ich konnte ohne Probleme in den Club herein rollen, da der Eingangsbereich auch ebenerdig angelegt wurde.
Die Eintrittspreise liegen bei Partys (in der Regel) und außerhalb der Happy Hour bei 30€
und
in der Happy Hour Zeit von 10:00 bis 14:00 sowie So. bis Do. von 21:00 bis 01:00 bei 20€.
Die Damen berechnen für das 30 Min. Zimmer 40€. Weiterer Service, wie Extras usw.
sollte man besser vorab mit der Dame besprechen.
Die Softdrinks aus dem Getränkeautomat, sowie der Kaffee und auch das Essen ist im Eintrittspreise enthalten
und
auf der Party gibt es meist Freibier und Wodka Mix-Getränke.
Die subjektive Wahrnehmung:
-Während ich am Empfang saß, sah ich dass das Apartment mit der Nummer 16 durch einen Handelsvertreter für sexy Wäsche belegt war. Doch auch da überraschte mich Angelika sehr spontan, sie fragte nämlich, ob ich sofort ins Zimmer möchte, dann würde sie das Zimmer sofort räumen lassen.
WOWWWWW das ist das erste Mal, dass bei einer barrierefreien Besichtigung (06.12 Vorgespräch) tatsächlich versprochenes sofort umgesetzt wird. Das nenne ich Dienst am Kunden!!!
Ich vertröste Sie und meinte, dass ich erstmals in Ruhe in den Club rein fahre und später auf das Angebot zurückkommen werde. Sie gab mir darauf hin einen untenliegenden Umkleideschrank in der großen Umkleide. Der Weg dahin war unbeschwerlich, da alle Türbereiche großzügig bemessen wurden. Das Umziehen, was aus dem Rolli für mich mittlerweile normal ist, ging auch leicht von statten.
Das einzige Manko, dazu zähle ich halt die Unwissenheit der einzelnen Menschen, war, dass jeder andere Gast beim Umkleiden meinte, er müsste auf mich Rücksicht nehmen.
GROßER BULLSHIT, denn ich bin Gast wie jeder andere.
Was mir besonders, während ich eine Räumlichkeit befuhr, auffiel war, dass die Blicke sämtlicher Personen auf einmal auf mich gerichtet waren. Ich bin ehrlich, es war kein schönes Gefühl.
Sicherlich waren einige Blicke deswegen, weil ich früher noch am Stock rein gehen konnte und die Damen die mich kannten ein wenig geschockt waren (was ich aus einzelnen Gesprächen auch erfuhr), aber die mich nicht kannten waren einfach nur überrascht (aber gewöhnen sich noch daran).
Auch die Möglichkeit was zu essen viel mir schwer, da der Essensbereich leider räumlich durch einen erhöhten Absatz vom Kontaktraum getrennt war. Aber hier bekam ich sehr freundlich Hilfe von der Dame hinter der Theke, die mir im Laufe des Tages auch öfters Getränke brachte.
Um in den Außenbereich zu kommen musste ich leider den Rollstuhl verlassen, was mir zwar kräftemäßig schwerfällt, aber für mich sich noch nicht ein Hindernis darstellt. Denn 5 - 10 Meter mit Pause schaffe ich schon wieder zu gehen. So gesellte ich mich mit einer Dame in den Außenbereich, muss gestehen sie war dabei sehr hilfsbereit und half mir mit stützender Hand auch aus dem Rollstuhl.
Es war für mich sehr erschreckend, wenn man bedenkt, dass ich dieses früher alles selbstständig machen konnte, aber ich fühlte mich in ihren Händen gut aufgehoben.
Mittlerweile war das Apartmentzimmer auch geräumt worden und ich konnte dieses dann mit der Dame beziehen. Der Rollstuhl passte direkt neben das Bett und ich konnte mich einfach darauf rüber schieben. Die Dame half mir vor und nach dem Spaß beim Betreten der Dusche und so war auch dieses für mich kein Hindernis mehr gewesen.
Was für mich ein zusätzliches Highlight an diesem Tage war, dass der Abend am Empfang von meinem Schnucki Laila besetzt war, denn wir haben uns ganze vier Monate nicht gesehen und hatten beidseitig viel Gesprächsbedarf.
Im Ganzen war ich sehr zufrieden und muss bestätigen, dass das ganze Team auf Menschen mit Handicaps vorbereitet ist und so genoss ich einen schönen ausklingenden Samstagabend im Acapulco Gold.
Die objektive Wahrnehmung:
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-materiell-
- Der Eingangsbereich ist für Rollstuhlfahrer umfänglich geeignet.
- Das Foyer ist auf Grund der Treppe nach oben im hinteren Bereich eng bemessen aber noch ausreichend.
- Der an der Stirnwand der Treppe aufgestellte Geldautomat verengt den Bereich noch zusätzlich.
- Der Flur zu den Umkleiden ist wieder im vollen Maß geeignet.
- Die große Umkleide sowie die Umkleide bei den Duschen sind Rollstuhlgerecht.
- Die Große Dusche ist gut befahrbar, aber eine Haltemöglichkeit ist nicht vorhanden (soll verbessert werden).
- Das Kino ist im vollen Umfang nutzbar.
- Der Kontaktraum ist gut befahrbar und ein umlagern auf die vorhandenen Sofas ist einfach zu bewältigen.
- Der Essbereich ist auf Grund des Absatzes nicht zu erreichen (Wird nach einer Lösung gesucht).
- Der Außenbereich ist auf Grund von Stufen nicht befahrbar (Anhebung des Bodens ist in Planung).
- Saunagang nicht möglich, da diese in der ersten Etage ist (Neubau im Außenbereich geplant).
- Waschraum im vollem Maße Nutzbar, aber der Toilettenzugang ist auf Grund durch des zu engen Türbereichs bedingt bis gar nicht möglich (wird nach Lösung gesucht).
- Toilettenbenutzung auf Grund fehlender Haltegriffe erschwert (soll verbessert werden).
- Zimmernutzung hervorragend, da der Apartmentraum im Erdgeschoss sehr geräumig ist.
- Duschbereichsnutzung im Apartmentzimmer mit Hilfe möglich, aber Anbringung eines Haltegriffes ist notwendig.
-personell-
- Empfangsdamen sind sensibilisiert und hilfsbereit
- Personal für die Mithilfe zum Umbetten aus dem Rollstuhl ins Bett usw. wird bei Bedarf gestellt.
- Die Damen haben keine Berührungsängste und sind auch hilfsbereit.
- Geschäftsleitung liegt dem Thema "Barrierefreiheit" am Herzen und ist für Verbesserungsvorschläge offen.
- Sämtliches Personal von Theke, Küche und Hauswirtschaft bieten ständig ihre Hilfe an.
Aus diesem Grunde, dass das Acapulco Gold eigentlich alles für die Barrierefreiheit macht oder auch noch plant, kann man nur ein Lob dafür aussprechen, denn dieses hat sich mittlerweile auch schon soweit rumgesprochen, so dass ich nun nicht mehr der einzige Gast mit Handicap bin.
Alles im Ganzen:
Acapulco Gold - goes (rolls) disability access / geht (rollt) barrierefrei